Blutfettwerte verstehen

Erhöhte Blutfettwerte sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. Doch was genau versteht man unter Hyperlipoproteinämien oder Hyperlipidämien und wie lassen sich diese Störungen des Fettstoffwechsels erkennen und behandeln?

Was sind Hyperlipoproteinämien?

Eine Hyperlipoproteinämie oder Hyperlipidämie bezieht sich auf eine Störung des Fettstoffwechsels, bei der die Konzentration von Lipiden im Blut erhöht ist. Ein erhöhter Cholesterinspiegel im Blut wird als Hypercholesterinämie bezeichnet, während ein erhöhter Triglyzeridspiegel im Blut als Hypertriglyzeridämie bezeichnet wird.

Woher kommen die Blutfette?

Lipide und lipidartige Stoffe wie Cholesterin und Triglyzeride sind wichtige Bestandteile der Nahrung und werden auch vom Körper selbst produziert. Die meisten natürlichen Fette enthalten hauptsächlich Triglyzeride, die aus einem Glyceringerüst und langkettigen Fettsäuren bestehen. Triglyzeride sind auch ein wichtiger Bestandteil unseres Depotfetts und dienen als Energiereserve in den Adipozyten (Fettzellen). Der Normwert für Triglyzeride im Blut liegt bei 150 mg/dl. Eine Hypertriglyzeridämie kann das Risiko eines Herzinfarkts erhöhen, insbesondere bei Menschen mit niedrigem HDL-Cholesterinspiegel.

Tierische Fette enthalten neben Triglyzeriden auch eine geringe Menge Cholesterin. Unser Cholesterinpool besteht aus einem Drittel exogenem Cholesterin, das durch die Nahrung aufgenommen wird, und aus zwei Dritteln endogenem Cholesterin, das vom Körper selbst produziert wird. Wenn die Aufnahme von Cholesterin durch die Nahrung erhöht wird, wird die körpereigene Produktion gedrosselt. Cholesterin ist an der Bildung von Zellmembranen, körpereigenen Hormonen wie Kortison und Sexualhormonen, Gallensäuren und Vitamin D beteiligt.

Wie werden Fette im Körper transportiert?

Da Lipide nicht wasserlöslich sind, werden sie mithilfe von Lipoproteinen im Serum transportiert. LDL (Low Density Lipoprotein) transportiert Cholesterin von der Leber in die Zellen und Organe, während HDL (High Density Lipoprotein) überschüssiges Cholesterin zurück zur Leber transportiert, wo es als Ausgangsstoff für Gallensäure dient. Auf diese Weise zirkuliert Cholesterin im enterohepatischen Kreislauf im Körper. Hinsichtlich der Plaquebildung haben LDL und HDL entgegengesetzte Wirkungen: Ein hoher LDL-Spiegel führt zu einer vermehrten Cholesterinablagerung in der Gefässwand, während ein hoher HDL-Spiegel diesem Prozess entgegenwirkt. Je höher der Cholesterinspiegel, desto grösser das Risiko für Atherosklerose.

Welche Werte sind optimal?

Es gilt als günstig, wenn der LDL-Anteil relativ niedrig und der HDL-Anteil relativ hoch ist. Grundsätzlich kann das LDL-Cholesterin nicht niedrig genug sein. Der Gesamt-Cholesterinwert sollte unter 200 mg/dl liegen. Das HDL-Cholesterin sollte bei Männern über 40 und Frauen über 46 mg/dl liegen. Genaue Zielwerte werden jedoch individuell, abhängig vom Herzkreislauf-Gesamtrisiko bestimmt. Obwohl einige Quellen behaupten, dass der HDL-Spiegel nicht hoch genug sein kann, haben neuere Studien eine U-förmige Mortalität gezeigt, bei der nicht nur ein zu niedriger, sondern auch ein zu hoher HDL-Spiegel gesundheitsschädlich ist. Der Quotient aus LDL (oder Gesamtcholesterin) und HDL ist daher von fraglichem Wert, obwohl er derzeit immer noch weit verbreitet ist.

Auch Lipoprotein(a) (Lp(a)) trägt zur Atherosklerose bei, indem es Cholesterin in die Gefässwand einlagert, Entzündungen fördert und die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt. Der genetisch bedingte Wert von Lp(a) bleibt konstant und sollte unter 30 mg/dl liegen.

Formen von Hyperlipoproteinämien

Hyperlipoproteinämien lassen sich in primäre und sekundäre Formen unterscheiden. Die primäre Form ist genetisch bedingt und macht den Grossteil der Fettstoffwechselstörungen aus. Ein ungesunder Lebensstil kann die Schwere der Erkrankung verstärken. Sekundäre Hyperlipoproteinämien können begleitend zu anderen Krankheiten oder als Folge des Lebensstils auftreten, z.B. bei D.m. und Übergewicht. Auch die Einnahme hormonaler Kontrazeptiva, bestimmter Medikamente und Alkoholmissbrauch können zu Fettstoffwechselstörungen führen.

Erhöhgte Blutfettwerte sind in der Regel nicht spürbar, können jedoch mittels einer einfachen Blutuntersuchung festgestellt werden. Symptome einer langjährigen und massiven Fettstoffwechselstörung können kleine gelb-orange Oberflächenveränderungen an verschiedenen Stellen des Körpers, ein getrübter weisslicher Ring im Auge oder Oberbauchschmerzen sein.

Prävalenz von Fettstoffwechselstörungen

Im Jahr 2017 hatten 13% der Schweizer Bevölkerung entweder einen zu hohen Cholesterinspiegel oder nahmen Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels ein. Die Prävalenz steigt mit dem Alter und ab 55 Jahren beträgt sie bei Männern 23,4% und bei Frauen 16,1%. Es gibt keine Schweizer Daten zur Prävalenz von Hypertriglyceridämie. In Deutschland wird geschätzt, dass 15-20% der Erwachsenen einen erhöhten Triglyceridspiegel haben, und 10-20% leiden an einer Lipoprotein-Erhöhung. Die Gesamtprävalenz von Fettstoffwechselstörungen (Gesamtcholesterin ≥ 190 mg/dl oder ärztliche Diagnose einer Fettstoffwechselstörung) beträgt 64,5% bei Männern und 65,7% bei Frauen.

Risikofaktoren für erhöhte Blutfettwerte

Ursachen für Hyperlipidämie sind eine unangemessene Kalorienzufuhr (Übergewicht, Anorexia Nervosa), eine Ernährung, die reich an gesättigten und Transfettsäuren (TFS) ist, rauchen, Bewegungsmangel und genetische Veranlagung. Der übermässige Konsum von Alkohol oder Zucker sowie der Verzehr von zu viel Fruchtzucker aus Obst und Obstprodukten, Smoothies, Fruchtsäften und Süssigkeiten sowie zuckerhaltigen Softdrinks kann den Triglyceridspiegel negativ beeinflussen.

KATEGORIEN

Meine Rezeptempfehlung

Weitere Artikel

Ernährungstipps bei Hyperlipidämie

Hohe Blutfettwerte, auch als Hyperlipidämie bekannt, sind eine häufige Fettwechselstörung, die gezielte Änderungen in der Ernährung erfordert. Folgende Ernährungsanpassungen helfen, den Blutfettspiegel zu regulieren und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu...

mehr lesen

Ernährung bei Bluthochdruck

Bluthochdruck ist eine weit verbreitete Erkrankung, die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Um den Blutdruck in einem gesunden Bereich zu halten, spielen Ernährung und Lebensstil eine wichtige Rolle. Im Folgenden werden wichtige...

mehr lesen

Der tägliche Energiebedarf berechnen

Für einen gut funktionierenden Körper benötigen wir ausreichend Kalorien, selbst wenn wir uns ausruhen. Diese notwendige Energiemenge, die der Körper in völliger Ruhe verbraucht um grundlegende Funktionen wie Atmung, Herzschlag und Zellregeneration aufrechtzuerhalten,...

mehr lesen

Rezepte

Quellen:

BAG - Bundesamt für Gesundheit (2023). Herz-Kreislauferkrankungen. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-imueberblick/herz-kreislauf-erkrankungen.html (27.02.2023).

Busch, M.A.; Du, Y. Gösswald A.; Knopf, H.; Nowossadeck, E.; Scheidt-Nave, C.; Schienkiewitz; Ziese, T. (2013). Verbreitung von Fettstoffwechselstörungen bei Erwachsenen in Deutschland Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt, 56 (5/6). S. 661-
667

Elmadfa, I.; Leitzmann, C. (2019). Ernährung des Menschen. 6.überb. Auflage, Stuttgart: UTB/Verlag Eugen.

Grammer, T.; Kleber, M.; Silbernagel, G.; Scharnagl, H.; März, W. (2016). „Residuales Risiko“: Wie wichtig sind High-Density-Lipoproteine und Triglyzeride? DMW -
Deutsche Medizinische Wochenschrift, 141 (12), S. 870–877.

Hambrecht R.; Wienbergen H. (2021). Dem Herzinfarkt vorbeugen. Expertenwissen rund um die Herzgesundheit. Berlin: Springer.

Kupczyk, S. (2019). Fette im Blut. Heilberufe, 71 (1), S. 12–15.

Laufs, U.; Parhofer, K.G. (2019). Diagnose und Therapie der Hypertriglyceridämie. Deutsches Ärzteblatt. 49/2019, S. 825-832

Leon, D.A.; Magnus, P.; Morland, J.G.; Selmer, R.; Tverdal, A.; Vollset, S.E. (2023). Associations between serum high-density lipoprotein cholesterol levels and causespecific mortality in a general population of 345000 men and woman aged 20-79
years.

Mathes, P.; Schwaab, B. (2017). Ratgeber Herzinfarkt. Vorbeugung, Früherkennung, Behandlung, Nachsorge, Rehabilitation. 8.aktual. überarb. Auflage. Berlin:
Springer.

Stiftung Gesundheitswissen. Hyperlipidämie. Hintergrund. https://www.stiftunggesundheitswissen.de/wissen/hyperlipidaemie/hintergrund (13.04.2023).

USZ (Universitätsspital Zürich) (2023). Fettstoffwechselstörung https://www.usz.ch/krankheit/fettstoffwechselstoerung/ (03.04.2023).

Community-Austausch

Interessierst du dich für eine tiefergehende Auseinandersetzung, anderen essenziellen Nährstoffen sowie einen Austausch mit uns und unsere Community?

Melde dich für unser nächstes Free-Webinar sowie andere Webinar/Workshop an, das von Ernährungsexperten geleitet wird.

Zur Community

Gesundheitliche Tipps + Ernährungsinfos

Melde dich für unseren Newsletter an und bleibe auf dem neuesten Stand!

Oder lege gleich los und versuche eine von unseren – stets für dich getestete!  – Rezepte.

Zu den Rezepten

Kontaktanfrage - Persönliche Beratung →